Burgwalden    Dorfgeschichte bis ca. 1900 ( noch unvollständig )

Um 1080

Unter Abt.SIGEHART ( 1084 – 1099 ) Erwähnung einer Hube (= Bauerhof u.Land für 1 Familie ) in Aetenhouen.

1180

Erster, urkundlich gesicherter Nachweis einer Siedlung Atinhouen /Atenhouen /Ettenhofen /Burckwalden.

1432

Gibt das Gotteshaus St.Ulrich dem Burger Martin Lautterer Hof und Mühle mitsamt der Vogtei zum Lehen.

Bis 1503

Ist das Kloster St. Ulrich Hauptgrundherr von Hof und die Mühle zu Ettenhofen.

1503

AMBROSIUS HOECHSTETTER I ( 1463 – 1534 )
erhält  Ettenhofen v.d. Klöstern St.Ulrich und St.Georg, Augsburg als Lehen.
http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6chstetter#cite_note-0

1506

AMBROSIUS HOECHSTÄTTER I erbaut im großen, südlichen Weiher, heute „Schloßweiher“, ein Wasserschloß und nennt die Ansiedlung BURCKWALDEN.
Er ist 1513 auch Erbauer der Burgwalder Kirche.

1513

AMBROSIUS HOECHSTETTER  I erbaute in Burgwalden eine Kirche, die zunächst dem heiligen Vitus geweiht war.

1518

Kaiser MAXIMILIAN I, Erzherzog von Österreich und Markgraf von Burgau, verleiht dem Kaufmann und kaiserlichen Rat A.HOECHSTETTER I den BLUTBANN zu BURCKWALDEN ( = in Burckwalden kann die hohe Gerichtsbarkeit ausgeübt werden d.h. über Leben u. Tod gerichtet werden ) )
Nobilitierung aller lebenden HOECHSTETTER d.h sie werden in den rittermäßigen Adelsstand erhoben.
Das Wappen der HOECHSTETTER wird um Turnierhelm u. Krone erweitert.

1527

AMBROSIUS HOECHSTETTER II ( 1501 – 1550 ) das 1 Kind der Eheleute AMBROSIUS HOECHSTETTER I und seiner Frau ANNA, geb. VON REHLINGEN heiratet CATHARINA NEUMANN aus Villach.

1529

Bankrott der Hoechstetter.
Burckwalden wir kurzzeitig für 10.000 fl. an ANTON u.HYERONIMUS FUGGER verpfändet.
AMBROSIUS I und AMBROSIUS II werden in Schuldhaft genommen.

1534

AMBROSIUS I verstirbt im Schuldturm bei.Hl.Kreuz in Augsburg.
AMBROSIUS II und Ehefrau CATHARINA übernehmen die Herrschaft von BURCKWALDEN.
3 Kinder:
 Carl Hoechstetter, * 1524 i. Burckwalden
 Anna Maria Hoechstetter ( * 1533 i. Burckwalden, + 1570 ) verh. mit Georg Wetell
 Ferdinand I Hoechstetter (* 1540 i. Burckwalden, + 1570 )

1544

AMBROSIUS II wird auf kaiserliche Intervention a.d. Schuldhaft entlassen und lebt bis zu seinem Tode zurückgezogen im Wasserschloß, welches seiner Ehefrau
zugesprochen worden war.

1550

Im Mai versterben AMBROSIUS II und seine Ehefrau CATHARINA im Wasserschloß und werden in der VITUS-Kirche v. Burckwalden bestattet in welcher schon die 1542 geborene Tochter CATHARINA sowie der 1543 geborene Sohn CHRISTIAN, welche im Kindesalter starben, begraben sind.

1553

CARL HOECHSTETTER ( * 1524 i. Burckwalden + ??? ), Sohn v. Ambrosius Hoechstetter II und Catharina Neumann  erhält bei der Erbteilung Gut und Schloß Burckwalden.

1569

GEORG VON STETTEN d.J AUF BOXBERG ( 1520 – 1573 ) erwirbt Schloß und Herrschaft Burckwalden für 21.600 fl. von CARL HOECHSTETTER.
Nach seinem Tode übernimmt seine Witwe REGINA geb. WELSER ( 1531 – 1603 ) das Besitztum Burckwalden.
Sie erneuert die unterirdische Holzdeichelleitung, welche gefaßtes Quellwasser aus dem Bistumsholz oberhalb v. Burgwalden längst der Straße talwärts führt und Schloß und Bauhof versorgt.

1604

ALBRECHT VON STETTEN ( 1550 – 1614 )
der Sohn von GEORG und REGINA verkauf den ganzen BURCKWALDER Besitz an CARL VON REHLINGEN ( ?? – 1692 ).

1628

MARX CONRAD VON REHLINGEN (1576 – 1642 ) verkauft Herrschaft, Schloß und Gut an Graf HIERONYMUS FUGGER - WELLENBURG ( 1584 – 1633 ) für 28.000 Reichstaler.
Die Kirche wird "Unserer lieben Frau und St. Franziskus" geweiht. Sie ist bis heute  Privatbesitz der Familie Fugger-Babenhausen.
Ebenfalls befinden sich das Golfplatzgelände, die Weiher der Teichanlage, die Gastwirtschaft und die meisten Häuser auf der Westseite des Tales  sowie ausgedehnte Wälder bis heute in fuggerischen Besitz.

1618-48

Im 30 jährigen Krieg wird Burckwalden von schwedischen Soldaten, welche bei Schloß Wellenburg lagern, des öfteren heimgesucht u.geplündert.

1761

Wird das letzte Todesurteil an dem Malefikanten Martin Hofer, Mesner von Reinhartshausen an der Richtstätte beim Galgenberg vollzogen. Er wurde nicht wie erst verurteilt gehängt, sondern zum Tode mit dem Schwert begnadigt.

1762

Abbruch des ruinösen Hoechstetter Wasserschloßes.

1764

Nach dem Tode von JOSEF MARIA GRAF FUGGER VON WELLENBURG ( 1717 – 1764 ),
dem Letzten der Fugger-Linie WELLENBURG – WASSERBURG, geht die Herrschaft von BURCKWALDEN an die Linie FUGGER – BABENHAUSEN über.
Die hohe Gerichtsbarkeit für die Herrschaft von BURCKWALDEN erlischt.

 

LEPOLD FÜRST FUGGER( 1827 – 1885 ), Herr auf Babenhausen u. Wellenburg
kümmert sich umsichtig um Burgwalden.
1862 – 1864 wurde der Gutshof teilw. neu erbaut resp. renoviert.
Die ca. 100 Jahre trockengelegten und als Wiesen u. Äcker genutzten Weiherflächen wurden wieder erneuert und der Fischzucht zugeführt.
Er ließ die schlecht bestellten Wälder aufgeforstet und  ordnete das Forstwesen.

 

Die westlichen Seite des Tales ist mit Kirche,Bauhof u. Mühle als die Herrschaftsseite anzusehen während ostseitig die Sölden der Untertanen nebst Taverne angesiedelt sind.

1838

Das Fischmeisterhaus ( steht am Waldesrand  in der Fischmeisterstrasse ) wird hauptsächlich mit den ausgegrabenen Steinen des A.HOECHSTETTER Wasserschloßes erbaut.

1839

FUGGER erbaut das heute denkmalgeschützte Forsthaus.
Seit ca.2002 in Besitz der Familie  Dr. Peter Stritzl
( Früher Haus Nr. ??, Heute Galgenbergstrasse 4 )

1894

Im Herbst brach im Hauptgbäude des Gutshofes ein Heustockbrand aus und äscherte den westlichen Teil des Gebäudes ein. Der östliche, bewohnte Hausteil und der unter dem Heustock liegende, gewölbegeschützte Viehstall blieben erhalten.
Der Wiederaufbau brachte auch eine Neuorganisation des bisherigen Gutshofes.

1895 – 97







1897

Wiederaufbau und Neuordnung des Gutshofes.
Aus 1 Einheit werden 4 fürst fuggerische Pachthöfe gebildet.
3 hiervon auf der Westseite, 1 auf der Ostseite ( Haus Nr. 5 )
Ins Haupthaus wird die Gastwirtschaft eingegliedert. Mit Pferde-/Kuhstall und Scheue bildet das Ganze eine Gebäudeeinheit. Ca. 22 ha landw.Grund gehören dazu.
Das Nebengebäude/Gesindehaus des ehemaligen, einheitlichen Gutshofes bestehend aus Wohngebäude,Pferde - / Kuhstall u.Scheune wird als eigenständiger Pachthof mit 10ha landwirtsch.Grund von Familie Stalter bewirtschaftet.
Zur Benutzung beider Pachthöfe wird später ein separat stehender Stadel errichtet.
Das „Fendthaus“, heute Clubgebäude des 1959 gegründeten Golfclubs Augsburg wird erbaut. Zu diesem Pachthof gehörig ca. 20ha landwirtschaftlicher Grund
Ein kinderloses Ehepaar namens Fendt verkauft das Haus Nr.5 ( Talostseite ) mit Taverne, Stall und Stadel nebst 3 ha Grund an den Fürsten Fugger und zieht nach Memmenhausen.
Die Taverne wird verlegt ( siehe Oben ), Stallungen u. Stadel vergrößert, der landw. Grund auf 10 ha erweitert und an die Familie Anton Schuster aus Reinhartshausen verpachtet.

 

 

 

 

Quellen:
=> Prof. A. Stauber; Neuer Führer durch Augsburgs Umgebung, Augsburg 1901; Seite 74 Burgwalden
=> Ludwig Wiedemann; Bobingen und seine Geschichte; Bobingen 1994; ab Seite 877 Burgwalden
=> Stadtarchiv Augsburg Online
=> Sozialer Aufstieg, Funktionseliten im Spätmittelalter und in der früheren Neuzeit,Günther Schulz
      Sozialer Wandel i.d.Augsburger Führungsschichten des 16. Und frühen 17. Jahrhunderts von Mark Häberlein; Seite
=> Gustav Euringer; Augsburger Wanderbuch „Auf nahen Pfaden“ Band I, Route 3

Geschichten - Erzählungen - Erinnerungen
Verfasser: Lorenz Schreiber
Meine Großmutter Philomena Lichtenstern geb. Bayer ( 1890 – 1966 )  hat meinem Bruder Reinhold und mir in den Ende 1950er Jahren oftmals spannende, gruselige Geschichten erzählt, welche wir nicht oft genug im Elternhaus ( heute Uferstrasse 11 ) auf dem Kanapee sitzen oder liegend hören wollten und immer wieder bettelnd einforderten, auch wenn ihr vom vielen Erzählen
„ schon der Magen kalt wurde“ wie sie es nannte.
Oma, erzähle bitte, bitte nochmal die Geschichte vom Pudelhund oder von den Wandervögeln oder, oder hieß es da von uns.

 

Der „pfahlende“ Mann
Burgwalder Männer gingen des Nachts von der Wirtschaft nachhause und da hörten sie immer wieder weiter weg ein die Ruhe durchdringendes „Pfahlen“ und sie erzählten sich, das ist wieder der längst Verstorbene welcher zu Lebzeiten verbotenerweise Grenzpfähle und Grenzsteine versetzte und nun zur Strafe jede Nacht auf die Erde muß um die Grenzpfähle wieder an die richtige Stelle zu setzen.
Eines Nachts haben sich mutige Mannd ( Männer ) zusammengetan und beschlossen „Heute Nacht gehen wir zu ihm und sprechen ihn an“ ! Gesagt, getan, sie gingen dem „Pfahlen“ nach, aber immer wieder wenn sie dachten, jetzt haben wir ihn gleich, jetzt können wir ihn ansprechen, da war das Geräusch des Pfahlens wieder weiter weg zu hören. Sie maschierten wieder und wieder in die Richtung aus welcher die Klopfgeräusche kamen, aber immer als sie fast dort angekommen waren und meinten „ Jetzt haben wir ihn gleich“, weg war er und das“Pfahlen“ begann entfernt wieder von Neuem.
Nach Stunden vergeblichen Bemühens gingen die mutigen Männer erschöpft Nachhause und das Pfahlen war noch lange durch die Burgwalder Nachtesstille zu hören.
Unsere Großmutter erinnerte sich nicht mehr an den Namen des Papstes welcher durch seine vielen Bittgebete an Gott den Mann von dieser Buße erlöste. Jedenfalls gab es in unserer Zeit des Heranwachsens den „Pfahler“ nicht mehr.
Wenn wir dann im Bett lagen hatten wir noch lange schauerige Gedanken, konnten nicht einschlafen lauschten in die Nacht hinaus ob wir vielleicht ein „pfahlen“ hören und kuschelten uns ängstlich aneinander bis der Sandmann genügend Sand in unsere Augen gestreut hatte und sie uns müde zufielen.


Geschichten - Erzählungen - Erinnerungen
Verfasser: Lorenz Schreiber

 

Onkel Sepp und der schwarze Pudelhund



Josef Schuster „ Onkel Sepp“
*1913  +1973


Anton Schuster  *1890  +1915
Vater von „ Onkel Sepp“

Onkel Sepp, Sohn meiner Großmutter aus 1.Ehe mit Anton Schuster, mußte oft aus den fuggerischen Wäldern mit dem Ochsen – oder Pferdefuhrwerk Papierholz nach Bobingen auf den Bahnhof fahren und bei einer seiner Rückfahrten ist ihm plötzlich, es wurde schon dunkel, bei der Kotweiherbrücke°° ein großer, schwarzer, zotteliger Pudelhund auf den Rücken gesprungen, hat seine Tatzen links und rechts über seine Schulten hängen lassen und auch der riesengroße Kopf mit lang heraushängender, roter Zunge hing über die Schulter und seine Augen funkelten fürchterlich !
Onkel Sepp war ein mutiger, junger und starker Mann, aber der Pudelhund war groß und schwer und Onkel Sepp hatte Angst, dass er in beißt oder gar umbringt.
Auf der Fahrt wurde der Pudel immer schwerer und schwerer und Onkel Sepp konnte ihn kaum mehr ertragen, brach fast unter der großen Last zusammen. Erst als man endlich am Berg oben die ersten Lichter von Burgwalden blitzen sah ist der Pudelhund plötzlich mit einem gewaltigen Satz von seinen Schultern gesprungen und auf Nimmerwiedersehen im dunklen Wald verschwunden.
Bleich und schweißgebadet kam der Sepp zuhause an und erzählte von seinem schauerlichen Erlebnis. Noch lange Zeit hatte er Angst wenn er in der Dämmerung und Nacht mit seinem Fuhrwerk zur Kotweiherbrücke kam, dass ihm nicht wieder dieser scheußliche Pudel begegnet und plötzlich auf die Schultern springt.
°° die Kotweiherbrücke resp. der Kotweiher existiert heute nicht mehr.
Auf der Ortsverbindungsstraße von Straßberg kommend und unweit vor dem Parkplatz gab es in der Senke eine Straßenbrücke mit steinener Brüstung zu deren linker ( südlicher ) Seite der Kotweiher, ein untiefer Moorweiher lag.
Manchesmal, wenn es viel geregnet hat kann man dort noch heutzutage die Bäume im Wasser stehen sehen.


Geschichten - Erzählungen - Erinnerungen
Verfasser: Lorenz Schreiber

 

„Wandervögel kochen ab“
Wieder war es der Onkel Sepp welcher auf der Fahrt mit seinem Pferdefuhrwerk in Richtung Burgwalden schon von Weitem eine weiße Rauchsäule in der Senke bei der Kotweiherbrücke aufsteigen sah. Nichts war ungewöhnlich, denn auch im Herbst gab es immer wieder „Wandervögel“ (= junge Wanderer ) welche „Abkochten“ d.h. ein Lagerfeuer machten um sich was zu kochen, einen Tee zubereiteten und sich am Feuer wärmten. Onkel Sepp kam mit seinem Fuhrwerk näher zu der Stelle und die Pferde wurden immer unruhiger. Der Sepp mußte ruhig auf sie einsprechen, aber sie wurden immer nervöser, wollten nicht weiter, stiegen in die Höhe, obwohl er sie immer wieder mit
„ Hüh und Weiter ihr Zwei“ antrieb weiter zu gehen.
Da, plötzlich bemerkte er den Grund warum die Pferde so ängstlich waren. Da vorne, bei der Brücke, mitten auf der Straße stieg eine weiße Rauchsäule vom Boden auf, ABER es war kein Feuer dort und auch keine Leute, keine Waldarbeiter, keine Wandervögel. NICHTS WAR DORT, außer der weißen Rauchsäule die mitten auf der Straße aus dem Boden kam. Da bekam es der Onkel Sepp mit der Angst zu tun und auch die Pferde gingen keinen Schritt mehr vorwärts, Nein, sie drängten zurück wie wenn sie große Gefahr spüren würden. Der Sepp kehrte mit seinem Fuhrwerk um und fuhr übers Baderholz und das Katzental ( beides nördlich von Burgwalden ) zurück und kam erst in der Dunkelheit in Burgwalden an. Diese unerklärliche, schaurige Begegnung bereitete ihm noch lange Unbehagen.
Auch bei uns Kindern blieben viele Fragen zurück die nicht einmal unsere Oma beantworten konnte !

Entwicklung ab ca. 1900